Terrarienhygiene und Desinfektion
Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen,
Befreiung der Tiere von sichtbaren Parasiten (Wasserbad, feuchte Wattestäbchen), zweiwöchige Quarantänehaltung Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen, (Behandlung mit Desinfektionsmitteln) Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen, Anwendung oocysteninaktivierender Desinfektionsmittel (z.B. Kresol), ggf. Entsorgung Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen, Behandlung mit Desinfektionsmitteln
Um Krankheiten vorzubeugen oder effektiv zu bekämpfen ist die Einhaltung von Hygienegrundregeln eine notwendige Voraussetzung. Da diese Thematik jedoch immer wieder Fragen aufwirft
und viele teilweise nicht korrekte Informationen kursieren, sollen hier die wichtigsten Aspekte erklärt werden. Auf detaillierte Angaben soll hier verzichtet werden, es geht vielmehr um
die Erläuterung der Grundregeln, um zu ergreifende Maßnahmen auswählen und effektiv durchführen zu können.
Prophylaxe - die Vorbeuge
Um ein Terrarium gar nicht erst mit Parasiten oder anderen Erregern zu verseuchen, ist es notwendig so weit wie möglich sicherzustellen, daß die einzusetzenden
Tiere von diesen nicht befallen sind. Hierzu ist es sinnvoll, das Tier tierärztlich untersuchen zu lassen, mindestens jedoch sollte eine frische
Kotprobe untersucht werden (siehe Information). Ob ein Tier Parasiten hat oder
nicht ist meist nicht mit bloßem Auge erkennbar und unabhängig davon, ob das Tier einen gesunden Eindruck macht, ein Wildfang oder eine Nachzucht ist,
von privat oder in einem Zoofachgeschäft gekauft worden ist. Erst nachdem durch eine tierärztliche Untersuchung festgestellt worden ist, daß die Tiere
parasitenfrei sind, sollten Sie in ein eingerichtetes Terrarium gesetzt bzw. das Terrarium eingerichtet werden.
Doch nicht nur die Tiere, sondern auch Einrichtungsgegenstände können als Vektoren für Parasiten dienen. So werden häufig Milben mit einem Sack
Bodengrund oder der neuen Korkrückwand eingeschleppt, da diese sich auch in Zoofachgeschäften nicht nur am Tier aufhalten. Auch gebrauchte Einrichtungsgegenstände
müssen entsprechend gereinigt werden (s.u.), um eine Infektion der Tiere mit z.B. Würmern oder Kokzidien zu vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit, Parasiten durch in der
Natur gesammelte Einrichtung einzuschleppen ist übrigens sehr gering.
Die Ausbreitungsintensität von Parasitosen und die allgemeine Keimbesiedelung eines Terrariums kann durch schnellstmögliche Entfernung von Kot und Futterresten verringert werden.
Während einer Quarantänehaltung sollte das Quarantänebecken täglich gereinigt werden. Wasserbehälter dürfen nur kurzzeitig eingesetzt werden. Um die Reinfektion (Wiederansteckung)
zu vermeiden ist es sinnvoll, Tiere, die gegen Parasiten behandelt werden, auch zu baden und ggf. den Kloakenbereich mit einer ganz weichen (!) Zahnbürste vorsichtig zu
reinigen, da sich zwischen den Schuppen Wurmeier etc. befinden können.
Bei der Pflege mehrerer Terrarien ist es ratsam, für jedes Terrarium ein eigenes "Besteck" (Kotlöffel, Glas etc.) zu verwenden und Futter-/Trinkschalen in nur
einem Becken zu verwenden. Auch nicht gefressene Futtertiere sollten nicht in einem anderen Terrarium angeboten werden.
Grundsätzlich empfiehlt es sich nach jeder Tätigkeit an einem Terrarium, die Hände gründlich zu waschen, in manchen Fällen (Kryptosporidien) sogar Einweghandschuhe zu verwenden.
Auch das Freilaufenlassen der Tiere in der Wohnung kann ein Hygieneproblem darstellen und ist alleine deswegen zu vermeiden.
Desinfektion und Sterilisation
Desinfektion bedeutet Terrarien und Einrichtung so zu behandeln, daß eine Infektion der Tiere nicht mehr möglich ist. Dies bedeutet keine absolute Keimfreiheit, die
praktisch kaum zu erreichen ist, jedoch eine Reduktion der Keime von 100.000 auf 1. Bei der Sterilisation wäre dies von 1.000.000 auf 1, was in der Terrarienpraxis kaum zu erreichen ist. .
Abhängig von der Art der Erreger und der Materialbeschaffenheit sind unterschiedliche Möglichkeiten hierzu gegeben, wozu einige für die Terraristik geeignet sind. Deren Vor- und Nachteile und die richtige Durchführung
werden im Folgenden erläutert (die geeigneten Maßnahmen für verschiedene Erreger oder Materialien werden unten in einer Tabelle aufgeführt):
Desinfektionsmittel
Vorgehensweise
Die Anwendung von Desinfektionsmitteln ist der übliche Weg Oberflächen und Gegenstände keimarm zu machen. Hierzu gehören zum Beispiel Alkohole, Aldehyde,
Chlorverbindungen, Peroxide, Phenole etc. Leider ist die Anwendung begrenzt, denn zum einen können Sie gesundheitsschädlich (insbesondere für Reptilien) sein, die zu
desinfizierende Stelle nicht erreichen (z.B. in Korkröhren, hinter Rückwänden etc.) oder aber gegen manche Erreger wirkungslos sein (z.B. Alkohole gegen Sporen).
Häufige Fehler bei der Anwendung von Desinfektionsmitteln sind:
thermische Desinfektion
Die Anwendung von Hitze ist ein geeignetes Mittel Erreger zu deaktivieren. Eine bestmögliche Sterilisation wird beispielsweise im Autoklav mit einem Wasserdampfdruck
von 3 bar bei einer Temperatur von 130 Grad Celsius über 20 Minuten erreicht. Doch auch ohne Druck ist die Anwendung von Hitze geeignet, Erreger zu eliminieren, jedoch ist auch hier
auf das Erreichen der genügend hohen Temperatur bei ausreichender Dauer zu achten. Ein Übergießen mit siedendem Wasser ist kaum ausreichend, um den gewünschten Effekt zu erreichen,
und auch Dampfreiniger nützen nur dann, wenn die Flächen aus nächster Nähe und für mehrere Sekunden bedampft werden, was die Anwendung sehr aufwendig macht (es empfiehlt sich die
Verwendung hochwertiger Geräte). Selbst das Abflämmen von Oberflächen mit einem Gasbrenner oder Heißluftfön ist nur dann sinnvoll, wenn entsprechend hohe Temperaturen erreicht
werden, wobei die meisten Materialien jedoch Schaden nehmen können. Kleinere hitzestabile Gegenstände können jedoch durch Erhitzung im Backofen, ähnlich einem Heißluftsterilisator,
desinfiziert werden, je heißer und länger umso effektiver. Während manche Erreger bereits nach wenigen Sekunden bei 65 Grad Celsius inaktiviert werden, so benötigen andere eine
Kernerhitzung von ca. 80 Grad über eine Minute. Für die meisten Erreger reicht also eine Erhitzung im Backofen auf 100 Grad Celsius für eine Stunde sicher aus. Dies ist wegen Brandgefahr
stets unter Aufsicht durchzuführen. Wenn die Möglichkeit der Nutzung einer privaten Sauna gegeben ist, lassen sich dort sogar ganze Terrarien (selbstverständlich ohne deren
Bewohner) behandeln.
Grundsätzlich ist bei jeder Anwendung von Hitze große Vorsicht walten zu lassen, um sich oder andere Personen nicht zu verbrennen und auch um die zu behandelnden Objekte nicht zu
zerstören. Zu große Hitze kann Kleber lösen, Kunststoff schmelzen oder Holz verkohlen lassen, zu schnelles Erhitzen oder Abkühlen (auch nur Stellenweise durch Kontakt mit
Wasserspritzern) kann Glas oder Stein zum platzen bringen etc..
Die Anwendung von Kälte, also das Einfrieren ist nicht bei allen Erregern und nur bei sehr niedrigen Temperaturen effektiv und meist wenig praktikabel.
Die Ausnutzung des Sonnenlichtes, der UV-Strahlung, der Trockenheit und Hitze durch ein Auslegen der Gegenstände im Freien ist auch eine Möglichkeit die meisten Erreger nicht-infektiös
zu machen, jedoch sollte die je nach Erreger bis zu zwei Jahre andauern.
Die Gassterilisation oder Sterilisation durch Strahlung (UVC-, Röntgen-, Gamma- etc.) ist für den Terrarianer nicht praktikabel.
Das wichtigste ist zuerst die Frage zu klären, was erreicht werden soll, bzw. was notwendig oder sinnvoll ist, dann wie dies erreicht werden kann. Bei der letzteren Entscheidung ist
die Methode zu wählen, die am wenigsten belastend für die Tiere ist, welche nicht immer die am wenigsten aufwendige ist. Auch sollte auf die Verwendung unnötiger Wirkstoffe verzichtet
werden (z.B. Desinfektionsmittel mit Insektiziden).
Grundsätzlich ist das wichtigste die mechanische Reinigung. Nach der Entleerung des Terrariums ist die Entfernung von Substratresten und sichtbaren Verschmutzungen der erste
Schritt für eine gründliche Reinigung. Hierzu können neben Wasser und Schwamm auch Reinigungsmittel wie Spülmittel und Essig verwendet werden. Auch hier gilt, daß keinerlei Rückstände
im Terrarium verbleiben dürfen.
Für eine allgemeine Terrarienreinigung würde dies schon ausreichen, doch können an dieser Stelle auch zusätzlich Flächendesinfektionsmittel eingesetzt werden (s.o.). Letzteres ist zu
empfehlen, wenn eine Pilzinfektion oder eine bakterielle Infektion vorgelegen haben oder das Terrarium nach einer Viruserkrankung neu besetzt werden soll. Spezielle Mittel
sind entsprechend dem zu bekämpfenden Erreger einschließlich fachkundiger beratung auch beim Tierarzt erhältlich. Da grundsätzlich gilt, daß keinerlei Rückstände im Terrarium verbleiben dürfen, ist es auch keineswegs
notwendig, angeblich tierverträgliche Mittel anzuwenden. Von "harmlosen" "Terrariendesinfektionsmitteln" aus dem Zoofachgeschäft ist daher abzuraten, denn solche Mittel sind
entweder nicht wirksam, oder aber alles andere als harmlos. Die Anwendung starker Desinfektionsmittel, die auch Cryptosporidien, Wurmeier und Kokzidien-Oozysten zerstören (z.B. Kresol) sollte nur
dann in Betracht gezogen werden, wenn keine andere Möglichkeit besteht, die betroffenen Objekte sicher zu desinfizieren.
Auf die Nennung einzelner Präparatenamen soll hier verzichtet werden. Stets gilt zu kontrollieren, welche Inhaltsstoffe im entsprechenden Mittel vorhanden sind, die Gebrauchsanweisung und Sicherheitshinweise zu befolgen und, auch wenn dies in der Gebrauchsanweisung anders angegeben ist,
nach der Einwirkzeit alle Rückstände zu entfernen.
Zierlorganismus
Empfohlene Desinfektionsmethode
nicht-parasitäre Kleinlebewesen (Springschwänze, Thrips etc.)
Komplettreinigung des Terrariums, Austausch des Bodengrundes, Erhitzung der Einrichtung im Backofen
Vorbeugend: Entfernung von Kot- und Futterresten, Einsatz von Asseln zur Terrarienreinigung
Milben
Nur im Falle, daß anders keine vollständige Bekämpfung möglich ist, können Dichlorvos-Strips im Terrarium angewendet werden. Hierfür müssen die
Tiere und alle Wasserbehälter entfernt werden. Eine gründliche Reinigung, nötigenfalls mit Entsorgung der Einrichtung ist jedoch stets vorzuziehen.
Eine Behandlung der Tiere selbst mit Öl ist wegen starker Schädigung der Haut dringend abzulehnen. Auch Niem-Präparate fordern viele Todesopfer unter Reptilien.
Vorsicht ist auch bei der Anwendung pyrethroidhaltiger Mittel angebracht. Die Tiere sollten nach tierärztlicher Anweisung mit Fipronil behandelt werden.
Grundsätzlich gilt bei der Anwendung jeglicher Akarizide: eventuelle Futtertierbehältnisse
oder Terrarien mit Spinnen, Skorpionen, Mantodeen und anderen Wirbellosen sind aus dem Raum zu entfernen.
Würmer
Da Wurmeier sehr widerstandsfähig sind, ist der Einsatz von Desinfektionsmittel lediglich zur Reinigung sinnvoll, die Eier würde er nicht vernichten. Der Einsatz von ovoziden (eiabtötenden)
Mitteln wäre übertrieben.
Flagellaten, Ziliaten, Amöben
Kokzidien
Da Kokzidienoocysten sehr widerstandsfähig sind, ist der Einsatz von Desinfektionsmittel lediglich zur Reinigung sinnvoll, die Eier würde er nicht vernichten. Der Einsatz von oocysteninaktivierenden
Mitteln wäre in den meisten Fällen übertrieben.
Kryptosporidien
siehe auch www.cryptosporidien.de.
Bakterien, Pilze, Viren
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